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Ausstellung

Bleibtreustraße 54 10623 Berlin - zum Stadtplan
Donnerstag 24.04.2014 - Anfangszeit: 14:00 Uhr
Kategorie: Kunst
Sedieren, präparieren und sezieren – in seinem
preisgekrönten Kurzfilm LABORAT dokumentiert der in Berlin lebende Franzose
Guillaume Cailleau mit unbehaglicher Genauigkeit das Leben einer Labormaus. Bis
ins kleinste Detail zeigt Cailleau den Tagesablauf und die Untersuchungen in
einer onkologischen Forschungsstation – und gewann für seine schonungslosen Bilder im Februar 2014 den Silbernen Bären in der Kategorie
Kurzfilm der Berlinale. In den Räumen der Kienzle
Art Foundation können sich Kunstinteressierte nun selbst einen umfassenden
Eindruck von den gleichermaßen verstörenden wie virtuosen Bilderwelten der
dokumentarischen Kurzfilme Cailleaus machen. Außerdem können die Besucher bei
der Vernissage am 22. April ab 19 Uhr den Künstler zu
seinen Filmen befragen. Und beim Künstlergespräch
am 3. Mai um 19 Uhr diskutiert Guillaume Cailleau mit der renommierten
Kuratorin und Co-Direktorin des Arsenals Stefanie
Schulte Strathaus über seine Filmarbeiten.

In der Kienzle Art Foundation werden neben dem Hauptfilm
„LABORAT" drei weitere Kurzfilme Cailleaus gezeigt, die die faszinierende
thematische und ästhetische Bandbreite des Künstlers unter Beweis stellen. Die
2-Kanal Videoinstallation „Wild Wild"
stellt Tiere aus den Ost- und Westberliner
Zoos gegenüber. Im Video „BlitzKrieg"
zeigt Cailleau eine Kreuzberger
Straßenschlacht am 1. Mai 2005. Die Belichtungszeit der Kamera stellt er
dabei so ein, dass die gesamte Szene nur durch die Fotoblitze der Pressefotografen
erkennbar wird. Thematisch ähnlich, doch optisch völlig anders umgesetzt
präsentiert sich dem Zuschauer „Austerity
Measures" den Cailleau gemeinsam mit Ben Russell realisierte. Mithilfe
eines Farbtrennungsverfahrens bearbeitete Aufnahmen von Athen spüren den
dortigen Protesten gegen die
Austeritätspolitik nach.

Der Berlinale-Siegerfilm „LABORAT" liefert dem
Zuschauer einen Einblick in den Alltag medizinischer Tierversuche. Die Filmcrew
begleitet Wissenschaftler einer onkologischen Forschungsstation in Berlin und
legt den Fokus insbesondere schonungslos auf die Versuche an Mäusen. Cailleau
verwendet hierbei eine Montagetechnik, die den Ablauf der medizinischen
Experimente der Praxis des analogen Filmemachens gegenüberstellt. Dokumentiert
werden auf diese Weise nicht nur die Untersuchungen am Forschungsobjekt, sondern
gleichermaßen der Prozess des Dokumentierens. Das so erreichte Unvermögen des
Zuschauers, sich vom Gesehenen zu distanzieren, fügt zum ohnehin unbequemen
Thema der Tierversuche dem Filmerlebnis eine weitere Ebene des Unbehagens
hinzu. In „LABORAT" erforscht Cailleau das Grenzgebiet zwischen künstlerischer
und wissenschaftlicher Arbeit, hierbei geht es ihm unter anderem auch um die
Frage, wie stark Kunst und Wissenschaft das menschliche (Über-)Leben
beeinflussen. Eine eindeutige Antwort bleibt der Künstler dem Publikum
schuldig. Der Film löste bei der Vorführung auf der Berlinale auch deshalb –
und nicht nur wegen seiner expliziten Szenen – kontroverse Reaktionen aus. In
Anbetracht dieses offensichtlichen Diskussionsbedarfs veranstaltet die Kienzle
Art Foundation im Rahmen der Filmvorführungen eine Gesprächsrunde zum Thema mit
der renommierten Kuratorin und Co-Direktorin des Arsenal – Institut für Film-
und Videokunst Stefanie Schulte Strathaus.

von: Nane

Bilder aus Berlin