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Dokumentarische Filme zu Brüchen nach 1989 – politisch, wirtschaftlich und privatV

Humboldt Forum, Schloßplatz 10178 Berlin - zum Stadtplan
Sonntag 06.10.2024 - Anfangszeit: 11:00 Uhr
Kategorie: Kino
Am Themenwochenendes „Transformiert euch!“ zeigt das Humboldt Forum an zwei Tagen insgesamt sechs dokumentarische Filme, die den gesellschaftlichen Umbruch 1989/90 näher beleuchten. Dabei werden an beiden Tagen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.

Der Samstag widmet sich dem Erinnerungsort Palast der Republik. Davon ausgehend werden drei verschiedene Zeitpunkte in der Palast-Geschichte filmisch präsentiert. Zum einen wird das Gebäude als Veranstaltungsort der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag zu einer wichtigen Station der Friedlichen Revolution. Zum anderen können Sie dem Gebäude 1991 begegnen, als es wie eine Zeitkapsel in der Mitte Berlins stand, mit der die neue Regierung nicht recht umzugehen wusste. Als drittes können Sie das Haus nach der Entfernung des Asbestes kennenlernen, während es von Künstler*innen genutzt und von vielen alten Bekannten wieder aufgesucht wurde. Alle drei Zeitpunkte markieren einen Bruchmoment in der verhältnismäßig kurzen, aber überaus bewegten Geschichte des Baus.

Am Sonntag, den 6. Oktober, stehen die politische Umformung der DDR sowie die Wegbereitung und Durchführung der Wiedervereinigung im Zentrum des Filmprogramms. Viele der Entscheidungen, die Einfluss auf das Leben der damals 16 Millionen Einwohner*innen der DDR hatten, wurden im Volkskammersaal des Palastes der Republik getroffen. Mithilfe der Dokumentarfilme soll beleuchtet werden, welche Entscheidungen und auch Kompromisse zugunsten eines schnellen Beitritts zur BRD getroffen wurden und wie sich diese auf die Leben der einstigen DDR-Bevölkerung auswirkten. Auf drei Ebenen zeigen die Dokumentarfilme exemplarisch, wie sich die Wiedervereinigung gestaltete – politisch, wirtschaftlich und auch privat.

Kuratiert und moderiert von Dominique Falentin

PROGRAMM

11:00-11:05 Uhr Begrüßung

11:05–12:35 Uhr Die letzte DDR-Regierung oder wie man sich selbst abschafft (2018, 89:44 Min.)

Der Dokumentarfilm Die letzte DDR-Regierung oder wie man sich selbst abschafft handelt von der ereignisreichen nur 173 Tage andauernden Amtszeit der neuen und letzten Volkskammer der DDR. Ein Parlament, gegründet aus nahezu unerfahrenen Politiker*innen, das seine, wie der Titel bereits vermuten lässt, eigene Auflösung zum Ziel hatte. Ein Novum nicht nur in der deutschen Geschichte. In der Kürze der Zeit werden 164 Gesetze und 93 Beschlüsse verabschiedet, die das Leben der 17 Millionen DDR-Bürger*innen für immer veränderten. Wie schwierig die Verhandlungen untereinander und mit den Westpolitiker*innen sich gestalteten, wie der Arbeitsalltag zwischen Überforderung, wirtschaftlichem Druck, öffentlichen Protesten und dem Willen die Rechte der DDR-Bürger*innen zu schützen aussah, berichten die letzten Volksvertreter*innen der DDR.

Regie: Michael Erler

Interviews: Matthias Hoferichter, Ben Arnold, Fanny Heidenreich, Michael Schönherr

Kamera und Ton: Daniel Liepke

Schnitt: Steffen Werner

Mischung: Johannes Ramson

Sprecher: Mirko Kasimir

Produzent: Olaf Jacobs

12:35–12:40 Uhr Zwischenmoderation

12:40–13:25 Uhr D-Mark, Einheit, Vaterland – Das schwierige Erbe der Treuhand (2019, 44:54 Min.)

Die Treuhand – kaum ein Begriff löst in Ostdeutschland stärkere Reaktionen aus. Der Wechsel von der Plan- zur Marktwirtschaft bedeutete für Millionen Ostdeutsche den Weg in die Arbeitslosigkeit.

30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist es Zeit für eine Bilanz. Birgit Breuel, die Präsidentin der Treuhandanstalt, hat die Privatisierungen und Stilllegungen tausender Unternehmen vorangetrieben. Nach Jahrzehnten des Schweigens ist sie erstmals bereit, dieses Kapitel noch einmal aufzuschlagen.

Der Film Einheit, D-Mark, Vaterland – Das schwierige Erbe der Treuhand von Inge Kloepfer und Jobst Knigge taucht ein in die atemlosen Jahre von 1990 bis 1994 und beleuchtet die Hintergründe und Folgen bis heute. Die herausragende Arbeit des Filmteams wurden 2020 gleich mit zwei Preisen prämiert: dem 25. Helmut Schmidt Journalistenpreis und dem Wirtschaftsfilmpreis, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gestiftet wird.

Regie: Inge Klopefer / Jobst Knigge

Kamera: Jan Kerhart, Stefan Paul

Ton: Jacob Schlesinger

Schnitt: Jakob Kastner

Sprecher: Frank Köhler

Tonmischung: Andreas Weis

Produktionsleitung: Evelyn Wenzel, Martin Krüppe

13:25–13:30 Uhr Zwischenmoderation

13:30–13:58 Uhr Bruderland ist abgebrannt (1991, 28 Min.)

Bruderland ist abgebrannt ist ein halbstündiger Film, in dem vietnamesische Immigrant*innen (ehemalige Vertragsarbeiter*innen und Studierende) aus Ostberlin im Frühjahr 1991 interviewt werden. Thematisiert wird die besondere soziale Lage der Menschen, die rassistische Gewalt jener Jahre, ungültig gewordene Staatsverträge, Arbeitslosigkeit, Selbstorganisation sowie die damals angebotene Prämie des deutschen Staates von rund 3.000 DM bei sofortiger „freiwilliger“ Ausreise nach Vietnam. Der Film zeigt beispielhaft den damaligen rasanten gesellschaftspolitischen Wandel und die Konsequenzen der Privatisierung. Die interviewten Menschen vertreten jene in den Wirren des Einigungsprozesses öffentlich wenig wahrgenommene vietnamesische Minderheit, die in den 1980ern in die DDR gekommen und nun im neuen Deutschland praktisch ohne Rechte war. Sie hatten keine eigenen politischen Vertreter*innen und keine Lobby, die sich für ihre Interessen einsetzt. So ist es wenig verwunderlich, dass der Dokumentarfilm auf Eigeninitiative des Filmteams ohne Fördergelder entstand. Er ist ein rares Zeitdokument, das eine marginalisierte Community repräsentiert und deren schwierige Lebensbedingungen in einer Momentaufnahme erlebbar macht.

Dieser Film wird mit englischen Untertiteln gezeigt.

Regie und Buch: Angelika Nguyen

Kamera: Dieter Chill

Schnitt: Sven Czimmek, Karl Sorge

Ton: Robert Henke

Produktion: Kerstin Leppin

13:58–14:00 Uhr Verabschiedung

Die Kuratorin

Dominique Falentin ist seit Mitte 2022 bei der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss beschäftigt. Sie ist Teil des kuratorischen Ausstellungsteams Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart und des dazugehörigen Programmteams. Sie ist Kunstwissenschaftlerin und seit 2012 in Berlin. Ihr Studium absolvierte sie an der Freien Universität, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin. 2019 verfasste sie ihre Masterarbeit über den Palast der Republik in der Erinnerungskultur und analysierte das Thema anhand von Ausstellungen des Jahres 2019.

- Termin: 06.10.2024 11:00-14:00 Uhr

- kostenfrei, kein Ticket erforderlich

- Sprache: Deutsch

- Ort: Saal 2, EG

- Gehört zu: Transformiert euch!, Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart

von: soesch

Mehr Infos im Internet:

Bilder aus Berlin