Claudia Virginia Vitari
PANOPTICON
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Lentzeallee 94, 14195 Berlin
Info: kunst@mpib-berlin.mpg.de
Eröffnung: Berlin, 22. November 2024, 18:00 Uhr (Musik von Odra Ode)
Ausstellungszeitraum: 23. November 2024 – 17. Januar 2025. Montag-Freitag 9:00-18:30
Die retrospektive Ausstellung "Panopticon" der Künstlerin Claudia Virginia Vitari wird am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin stattfinden und fast zwei Monate dauern. Die Ausstellung stellt eine Untersuchung des Konzepts der „totalen Institutionen“ dar. Die in Turin geborene und in Berlin lebende Künstlerin hat ihre Forschung über fast zwei Jahrzehnte durchgeführt. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf Jeremy Benthams Konzept des idealen Gefängnisses, bei dem ein Wächter in einem zentralen Wachtturm alle Insassen ohne deren Wissen beobachten kann. Dieses eingebaute Kontrollsystem spiegelt die Bedingungen von Menschen wider, die in „totalen Institutionen“ leben, einem Begriff, der von Erving Goffman entwickelt wurde und Orte beschreibt, an denen Menschen von gesellschaftlichen Interaktionen isoliert sind und ihre täglichen Aktivitäten streng von einer zentralen Autorität geregelt werden. Die Retrospektive zeigt Werke aus Vitaris bedeutenden Serien, die sich auf drei Beispiele für „totale Institutionen“ konzentrieren: • Percorsogalera (2007-09) erforscht die Geschichten von Insassen des Gefängnisses „Lorusso e Cutugno“ in Turin, Italien.
• Le città invisibili (2009-13) befasst sich mit den Erfahrungen von Radio Nikosia, einem antipsychiatrischen Projekt mit Sitz in Barcelona, Spanien.
• Identità Interstiziali (2014 – fortlaufend) untersucht die Probleme von politischen Flüchtlingen und asylsuchenden Menschen in Berlin. Vitaris Experimente mit Materialien spiegeln das Bedürfnis wider, neue Kommunikationsmittel zu finden. Der Einsatz von Glas macht diesen Prozess transparent, aber gleichzeitig komplex und vielschichtig, während die Siebdrucktechnik es ermöglicht, die Geschichten und Portraits von Menschen einzubeziehen, die in „totalen Institutionen“ leben. Die Glasobjekte sind in Eisenstrukturen eingefasst. Das kalte, starre Material symbolisiert die Unflexibilität der Institution, die Menschen von der Gesellschaft trennen will. Soziale Spannungen werden im Glas fixiert und gleichzeitig offengelegt. Die Ausstellung "Panopticon" zielt darauf ab, marginalisierte, fast unsichtbare Menschen zu zeigen. Vitaris ethnografische, psychologische und soziologische Forschung, die durch das Studium der wissenschaftlichen Literatur unterstützt wird, ermöglichte es ihr, diese Problematik zu erfassen. Darüber hinaus verbrachte sie Jahre damit, mit von Ausgrenzung bedrohten Menschen zu sprechen. Auf diese Weise vertiefte Vitari ihr Wissen und Einfühlungsvermögen zu den Themen Migration, Inhaftierung und psychischer Gesundheit. Mit diesem Hintergrund grenzen ihre großformatigen Installationen an performative Akte. Ihre Werke wurden bereits im Arts Santa Mònica (Barcelona), im Museum des Widerstands (Turin), im Regionalen Naturwissenschaftlichen Museum (Turin), in der Nationalgalerie von Sofia, im Le Nuove Museum (Turin), und im Palazzo Loredan (Venedig) ausgestellt. Die Ausstellung wird von einem Katalog begleitet, der Texte von Raffaella De Chirico (Galeristin und Kuratorin), Roberto Mastroianni (Philosoph, Anthropologe und Kunstkritiker) und Jennifer Fielding (Historikerin und Soziologin) enthält.