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Brücken statt Brüche | Erinnern ist der Zukunft verpflichtet

Askanischer Platz 4 10963 Berlin - zum Stadtplan
Freitag 11.11.2022 - Anfangszeit: 19:00 Uhr
Kategorie: Wissen live
Podiumsdiskussion mit: Gundula Bavendamm und Martina Droste
Moderation und Konzeption: Cathrin Nielsen

Erinnerung ist zunehmend mit der Tatsache konfrontiert, dass alles ein Gedächtnis hat (Gedächtnis ist) und dass dieses Gedächtnis nichts vergisst. So werden wir heute mit dem Gedächtnis der Natur konfrontiert, in das sich Strategien des Raubbaus eingeschrieben haben, die nun spürbar ihre Konsequenzen ziehen. Dasselbe gilt vom Gedächtnis geschichtlicher Traumata wie Gewalt, Kolonialismus, Genozid, Flucht und Schweigen, die sich im Zeitalter der globalen Vernetzung immer weniger missachten und auslagern lassen. Ganz im Gegenteil bestimmen sie – ob anerkannt oder nicht – die Geschehnisse mit. Der Stoff des kollektiven Gedächtnisses hat ungeheure Ausmaße angenommen und wir werden uns zunehmend dessen bewusst, dass alles mit allem zusammenhängt.

Krisenzeiten sind Momente, in denen dieser konfliktreiche Stoff des längst über nationale Gedenkkultur hinausgewachsenen Gedächtnisses umgewälzt und hochgespült wird, zu wandern beginnt und den offiziellen Archiven und Lineaturen der Geschichtsschreibung entgleitet. Krisenzeiten sind auch Krisenzeiten des Umgangs und der Weitergabe und damit des Erinnerns. Wer wacht über Geschichte, wer schreibt Geschichte (auf) und wozu? Welcher Radius, welche Motive, Abhängigkeiten und historischen Verstrickungen, aber auch welche Notwendigkeiten bestimmen das (öffentliche) Erinnern und welcher Symbole, Artefakte und Vermittlungspraktiken bedient es sich? Was gilt es zu erinnern und wie?

Erinnerungsarbeit legt nicht nur Bahnen für den Umgang mit Vergangenem, sondern auch dafür, wie wir uns im Hier und Jetzt verhalten wollen. Sie ist einem Gedächtnis der Zukunft verpflichtet. Wie lässt sich verhindern, dass das Ausmaß der Verwobenheit des kollektiven Gedächtnisses erneut in popularisierende Gesten der Macht mündet? Wie kann das Wie des Erinnerns zum Zusammenhalt von Gesellschaften beitragen, ohne deren Narrative der Selbstvergewisserung zu übergehen? Wie könnte Erinnerungskultur als relationales Geben und Nehmen zur Ressource werden, um im Wissen um (die) Geschichte(n) gemeinsam nach vorne zu denken?
Die Teilnahme ist auch per Zoom möglich. Den Link finden Sie unter www.guardini.de.

von: DoktorLöwe

Mehr Infos im Internet:

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