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WHAAM! Action and consequences - Pop Art mit Lichtenstein, Warhol, Banksy & Co. im CSR.ART (Di - Sa, Weihnachtspause)
Einschränkung: Eintritt frei, geöffnet Di-Sa 11-19 Uhr (Achtung: Weihnachtspause! Mehr Infos siehe Webseite)
Donnerstag 14.12.2023
bis Mittwoch 10.01.2024 - Anfangszeit: 11:00 Uhr
Pop Art macht gute Laune und feiert das Leben – in allen Spielarten von Banal bis Transzendental. Pop Art reicht von Super Slick bis Very Dirty, von Beautiful bis Ugly, von Good bis Bad. Wie Andy Warhol sagte: „Wenn du alles über Andy Warhol wissen möchtest, betrachte nur meine Oberfläche, die meiner Gemälde und Filme, und da bin ich. Nichts ist dahinter.” Die Oberfläche hat alle Informationen.
Trotzdem kann Pop Art tiefgründig sein, sogar politisch. John Heartfields Collagen gegen die Nazis zielten auf weite Verbreitung und klare Messages ab. Deshalb markiert er den Anfangspunkt der Show, sowie Richard Hamilton, nach dessen Werk „Just what is it that makes today’s home so different, so appealing“ die Pop Art ihren Namen trägt.
1970 wendete sich Hamilton auch kurzzeitig dem Agit Prop zu: sein Werk „Kent State“ ist Agit Prop vom Feinsten. Ein Foto eines erschossenen Studenten an der Kent-State-Universität in 5000er Auflage sollte weltweit in möglichst jeder linken WG hängen. Der 8-Farb-Siebdruck brachte die damalige Druckerei an die Grenzen des Machbaren. 3000 Exemplare wurden bei einem Wasserschaden zerstört oder beschädigt. In WHAAM! wird die fast makellose Nummer 761 der Auflage präsentiert. Später halfen Joseph Beuys‘ Plakat von 1979/80 den GRÜNEN und Klaus Staecks Plakat von 1990 der SPD im Wahlkampf.
Ein anderer Zweig der Pop Art fordert aber auch unsere Sehgewohnheiten heraus und erweitert die Definition dessen, was guter Geschmack und gute Kunst ist. In der Sektion „Bad but Good Art“ gehen Richard Lindner, Claes Oldenburg, Paul Wunderlich, Mark Kostabi (Kunstkritiker Donald Kuspit schrieb im Artforum über ihn: “Seine Bilder sind so schlecht, dass sie sogar den Namen der schlechten Malerei untergraben.“) und Milan Kunc (zu dem sein Lehrer Joseph Beuys einst sagte: „Deine Kunst ist so schlecht, die gehört verboten.“) an die Schmerzgrenze unseres ästhetischen Empfindens. Bernard Buffet wurde schon in den 50er Jahren als Kitschkünstler abgesnobt. Heute wird er überall wiederentdeckt und erzielt hohe Preise.
Die in West-Deutschland in der Nachkriegskunst lange tonangebende Clique von Künstler*innen und Galeristen, die eine Melange aus Minimalismus, Filz, Fett und Nägeln propagierten, hat lange Zeit erfolgreich maskiert, dass es auch in Deutschland der 60er und 70er Jahre eine bunte und lebensfrohe Strömung intelligenter Pop Art gab. Die Namen reichen von Werner Berges, Fritz Köthe über Werner Nöfer bis hin zu Uwe Lausen, der schon 1968 Francis Bacon in psychedelischen Farben nachempfand, und Sigmar Polke, dessen Arbeiten immer einen Tongue-in-Cheek-Humor in sich trugen, wie etwa Polkes original Schornsteinfeger-Zeichnung. Auch Katharina Sieverding reiht sich in diese Reihe ein und tritt in einen überraschenden Dialog mit zwei Arbeiten von Hans Ticha, dem einzigen berühmten Pop Art Künstler der ehemaligen DDR, der heute überhaupt erst von Sammlerinnen und Sammlern entdeckt wird.
In Zeiten gesellschaftlichen Wandels wie Anfang der Siebziger (und heute auch?) nähern sich Kunst und Big Business an: Gunter Fruhtrunks ALDI-Tüte und Anton Stankowskis Logo für die Deutsche Bank sind Schlüsselsymbole dafür und dürfen deshalb in der Ausstellung WHAAM! nicht fehlen.
Natürlich ist auch die internationale Elite der Pop Art ausgiebig vertreten: Von Mel Ramos bis Takashi Murakami, von Damien Hirst bis Roy Lichtenstein. Und natürlich Andy Warhol (1928-1987). Er revolutionierte die Kunstszene durch seine einzigartige Herangehensweise an Kunstproduktion und Konsumkultur. Warhol war ein führender Vertreter der Pop Art-Bewegung, die in den 1950er und 1960er Jahren aufkam. Seine Kunstwerke, darunter berühmte Werke wie die Campbell’s Soup Cans und die Marilyn Monroe-Serien, reflektieren die Massenproduktion, Werbung und Konsumkultur seiner Zeit. Warhol nutzte innovative Techniken wie Siebdruck, um Kunst zugänglicher und reproduzierbar zu machen. Neben den obligatorischen Marilyns gibt es in der Ausstellung WHAAM! Exponate, die man in keinem Postershop findet: Ein original Siebdruck-Sieb des Marilyn-Motivs, eine original signierte Brillo-Box und eine Originalarbeit von Horst Weber, der fünf Jahre lang Andy Warhols Assistent war.
Brandaktuell sind die Arbeiten von Kennet Lekko, dem wie Mark Kostabi aus Estland stammenden Neu-Berliner, dessen ironisch-sarkastische Arbeiten an Keith Haring und Basquiat erinnern. Wolfgang Müller, Hoosen, Lukasz Furs, der gerade verstorbene Pietro Sanguineti. Jurgen Ostarhilds Super-Close-Portrait von Martin Kippenberger aus den 90ern korrespondiert mit einem original Kippenberger Offset-Druck aus den 80ern. Und Charlie Stein, deren Großformat mit dem Motiv einer rennwagenfahrenden Roboterin ein zentrales Piece der Ausstellung bildet. Ihre 50 kleinformatigen Polaroids für je 40 EUR sind für jeden Besucher der Ausstellung erschwinglich und machen noch einmal den Punkt, das Pop Art in all ihren Facetten immer zutiefst demokratisch war, auch wenn sie längst in den großen Museen angekommen ist.
von: Vicky02
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