Die Jahrtausendwende markierte eine Zäsur: Israels Entscheidung, den bewaffneten Volksaufstand der Palästinenser gegen die Besatzer als Terrorismus zu bezeichnen und niederzuschlagen, diente zur Legitimation des Besatzungsregimes und schwächte die linkszionistischen Kreise mit ihrer Friedensideologie. In der tiefsten Sinnkrise des Landes verschoben sich die politischen Verhältnisse, sodass rechtsradikale Kräfte salonfähig wurden. Die Wiederwahl von Benjamin Netanjahu 2009 und 2022 markiert den Siegeszug der Neozionisten. Mit ideologiekritischem Ansatz fragt die israelisch-deutsche Historikerin Tamar Amar-Dahl: Wie verhält sich die Okkupation zum Zivilmilitarismus, also zum gesellschaftlichen Konsens für Israels Kriegspolitik? Und inwieweit erleben wir mit der seit Jahren andauernden Regierungskrise eine Art Implosion des politischen Systems?