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Blutige Kohle – Ein Film von Christopher Stoeckle und Paola Tamayo

Humboldt Forum Schlossplatz 10178 Berlin - zum Stadtplan
Montag 14.02.2022 - Anfangszeit: 19:00 Uhr
Kategorie: Kino
El Samario ist sein ehemaliger Kämpfername. Auch noch heute nennen ihn viele seiner Freunde so. Sein bürgerlicher Name ist Alcides Manuel Mattos Tabares. Er war über zehn Jahre lang als Soldat in der paramilitärischen Organisation AUC in Kolumbien aktiv. Zuerst war er nur ein einfacher Fußsoldat, später dann Sicherheitsmann und schließlich Kommandant. Wenn ein Mordauftrag einging, dann ging dieser durch die Hände von El Samario.

Nach eigenen Angaben war er an der Ermordung von über 200 Personen beteiligt, darunter auch Minderjährigen. Alles im Auftrag von multinationalen Kohleunternehmen in der Region Cesar im Nordwesten Kolumbiens. Seine Opfer hat er unter anderem verbrannt, erschossen und in Stücke geschnitten. Das Ziel war, Angst und Schrecken zu verbreiten, so dass die Bewohner ihre Grundstücke verlassen, um diese dann an die Kohleunternehmen für den Kohelabbau weiterzugeben: „Diese Personen wurden von mir und meinen Kameraden zerstückelt und dann in Massengräbern begraben.“

Anfang 2017 hat man El Samario im Alter von 42 Jahren nach einer verbüßten Haftstrafe von nur knapp zwölf Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Er spricht mit uns über seine Taten und erklärt, was vorgefallen ist, von wem die Befehle kamen und wer wirklich hinter den tausenden Toten steckt. Alcides selbst will seine Vergangenheit hinter sich lassen und das Grauen vergessen: „Das möchte ich nicht mehr. Das versuche ich zu vernichten. Das versuche ich zu löschen. El Samario darf nicht mehr existieren.“

DIE FAMILIE FLOREZ DURAN

Nellys war am Tag der Ermordung ihres Vaters und ihrer Brüder 15 Jahre alt. Heute ist sie Anfang 30 und denkt noch immer jeden Tag an die schrecklichen Stunden, die ihr Leben und das ihrer Familie für immer verändert haben. El Samario hat sie nie persönlich kennengelernt, doch sie weiß, dass er für die Ermordungen mitverantwortlich ist. Töten wollte sie die Mörder ihrer Familie direkt nach der Tat. Seit sie eigene Kinder hat, ist dieser Hass verflogen, sagt sie. Doch vergessen und vergeben kann Nellys nicht, dafür sind die Erlebnisse noch immer viel zu präsent. Bisher wurden nur die Überreste ihres jüngsten Bruders wiedergefunden, zwei weitere Brüder und der Vater sind noch immer vermisst. Um auch diese zu finden, ist sie sogar bereit sich mit den Mördern zu treffen, um neue Hinweise auf den Ort ausfindig zu machen, wo die anderen Überreste begraben liegen.

VERGEBUNG UND VERGELTUNG

Gemeinsam mit Nellys, der Familie Florez Duran und El Samario begeben wir uns an den Ort, an dem die Männer der Familie getötet und vergraben wurde. Wir begleiten kolumbianische Forensiker bei der Suche nach den menschlichen Überresten von Vater und Brüdern. Für die Familie des Opfers ist dieser Schritt der Begegnung unvorstellbar schwierig und eigentlich wollen sie dem Mörder ihrer Familienangehörigen nicht in die Augen schauen. Die Unwissenheit über die Geschehnisse und Hintergründe der Ermordung lässt vor allem Nellys seit Jahren keine Ruhe. Aus diesem Grund haben sie sich nun zu diesem Schritt entschiede: „Ich hatte solch eine Wut. Ich wollte die Täter nur finden, um sie dann selbst zu töten. Das ist ein andauernder Kampf.“

Doch El Samario benötigt die Hilfe von weiteren Ex-Kameraden, da er bei der Beseitigung der Leichen selbst nicht anwesend war. So hilft ihm El Pigua, ein ehemaliger Fußsoldat der Paramilitär und direkter Befehlsempfänger von El Samario. Er hat die toten Körper von Brüdern und Vater der Familie Florez beseitigt und muss wissen, wo sie begraben sind: „Hoffen wir, dass Gott uns verzeihen kann und dass uns die Opfer auch verzeihen. Von ganzem Herzen.“

NEUE GEWALT UND PRÄVENTION

Seit ungefähr zwei Jahren haben die Morde an Gewerkschaftern und politischen Aktivisten in Kolumbien wieder zugenommen. Neue Paramilitärische Einheiten werden gegründet und Menschen für Rohstoffe umgebracht oder von ihrem Grund und Boden vertrieben. Auch wieder in der Cesar-Region, wo El Samario noch bis vor kurzem selbst tätig war. Die Regierung und die zahlreichen Kohleunternehmen leugnen diese abermalige Präsenz der militanten Gruppierungen.

ENBW UND KOHLE IN DEUTSCHLAND

EnBW bezieht, trotz der bereits seit Jahren bestehenden Vorwürfe bezüglich paramilitärischer Morde und Landvertreibungen, weiterhin Kohle aus Kolumbien. Hauptlieferanten sind dabei die Firmen Drummond aus den Vereinigten Staaten und Glencore aus der Schweiz. Eine Verbindung zu Gewaltverbrechen in Kolumbien wird von EnBW hingegen aber stets bestritten, obwohl diese bis heute andauern.

Trotz der Energiewende wird die deutsche Bevölkerung auch noch viele Jahre auf die Kohle angewiesen sein. Laut Experten wird der Kohleausstieg frühestens ab 2040 realistisch sein.

- für Menschen ab 16 Jahre

- kostenlos

- Deutsche Fassung

- Ort: Videopanorama

- Dauer: 105 Minuten

von: soesch

Mehr Infos im Internet:

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