In meinen Kalender importieren (ICS)

Sajan Mani: Expedition Mani - Reverberations (Ausstellung)

Potsdamer Str. 72 10785 Berlin - zum Stadtplan
Einschränkung: freier Eintritt
Samstag 10.02.2024 bis Samstag 17.02.2024 - Anfangszeit: 17:00 Uhr
Kategorie: Kunst
Expedition Mani - Reverberations
Sajan Mani

Im Rahmen der Ausstellungsserie Speaking to Ancestors
Kuratiert von Pauline Doutreluingne und Keumhwa Kim

Expedition Mani - Eine performative Prozession von Sajan Mani
Beginn um 15:00 Uhr, 10. Februar 2024. Treffpunkt am Sanchi-Tor am Schlossplatz 5, Berlin
Route über den Potsdamer Platz zur NOME Berlin (Dauer ca. 1,5 Stunden)

Eröffnung: 10. Februar 2024, 17:00 - 20:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 10. – 17. Februar 2024
Künstlergespräch: 13. Februar, 18:30 Uhr
Ort: NOME | Potsdamer Str. 72 | 10785 Berlin
Öffnungszeiten: Di- Sa. 13:00 - 18:00 Uhr

www.speakingtoancestors.de

Zum Abschluss der Ausstellungsreihe SPEAKING TO ANCESTORS präsentiert der dravidische
Künstler Sajan Mani seine Ausstellung Expedition Mani - Reverberations bei NOME in Berlin.

Sajan Mani (*1981) ist ein interdisziplinär arbeitender Künstler, der aus einer Familie von Kautschukzapfen aus einem abgelegenen Dorf im Norden Keralas in Südindien stammt. Indem er seinen eigenen „Black Dalit Body“ in Szene setzt, thematisiert Mani die Probleme, mit denen marginalisierte indigene Gemeinschaften in Indien in einemrepressiven Umfeld konfrontiert sind, das lange Zeit durch die brahmanische Wissensproduktion aufrechterhalten wurde.

Mani hat jahrelang in westlichen Bildarchiven, unter anderem im Ethnologischen Museum in Berlin, nach Spuren seiner Vorfahren gesucht. Das Museum enthält eine große Zahl von Fotografien, die während der Kolonialzeit in der südindischen Region Malabar aufgenommen wurden. Sie sind Zeugnisse anthropologischer Expeditionen wie der von Emil Riebeck 1882. In dieser frühen kolonialen Fotografie wurden indigene Gemeinschaften durch den europäischen Blick beobachtet, vermessen und inventarisiert.

Die Ausstellung Expedition Mani - Reverberations ist ein Zwischenbericht über Manis künstlerische Recherche. Im Zentrum steht dabei sein “Körper” als Mittel des Widerstandes - als Schnittstelle von Geschichte und Gegenwart. Mani metaphorisiert seinen Körper als soziopolitische Projektionsfläche, in dem er sein Publikum mit Schmerz, Scham, Angst und Macht konfrontiert. Durch Installationen, Videos und Zeichnungen, die durch seine Performance aktiviert werden, führt Mani einen imaginären Dialog mit seinen Vorfahren. Er lässt die Widersprüche unserer Gegenwart unter dem Gewicht der kolonialen Vergangenheit nachhallen.

Manis Performance, Expedition Mani (2024) ist inspiriert vom Ritual Gulikan Theyyam, einem beliebten rituellen Tanz in der dravidischen Tradition aus Kerala. Darin verwandeln sich menschliche Körper einer niedrigeren Kaste zeremoniell in die von Göttern. Die Expedition Mani stellt sowohl eine physische als auch eine diskursive Herausforderung an das hegemoniale Denken dar, das in den Archiven des Westens überliefert ist. Mit rituellen Gesängen und Tänzen lädt Mani die Besucher ein, Teil einer performativen Prozession zu werden, die vom Sanchi-Tor auf dem Berliner Schlossplatz zum Potsdamer Platz und schließlich zu NOME Berlin führt, wo die Ausstellung mit seiner Ankunft eröffnet wird. Der Künstler verkörpert den Halbgott Gulikan, eine dravidische Gottheit, die als eine der Schlangengottheiten verehrt wird, deren Aufgabe es ist, die „Scheduled Castes und Tribes“ vor Umweltproblemen zu schützen.

Im Ausstellungsraum installiert Mani direkt am Eingang eine Leuchtreklame mit einem gekreuzten C für Colonial Copyright (2024). Neben farbenfrohen Zeichnungen, die hybride Menschen und übermenschliche Wesen darstellen, Zeitschriften aus Malabar, die von der Geschichte der Menschen dort erzählen, ritueller Musik aus Kerala sowie dem Kostüm und dem Instrument, das er während der Performance trug, entwickelt sich die Ausstellung zu einem Resonanzraum, in dem die Erzählungen seiner Vorfahren wieder zum Leben erweckt werden. In der Ausstellung wirft Mani einen „Gegenblick“ auf das europäische Auge zur Zeit des Kolonialismus. Seine Installation Gazing Back (2024), eine Serigrafie auf natürlichen Rohgummiplatten, einem Medium, das tief mit dem Erbe seiner Familie als Kautschukarbeiter verbunden ist, zeigt eine Reihe vergrößerter Augen seiner porträtierten Vorfahren, die damals als “fremd” und “anders” von den Europäern zum Zweck der Inventarisierung festgehalten wurden. Die siebgedruckten Gummiplatten wurden vom Künstler zu einem kollektiven Gedächtnis zusammengenäht, mit dem die Besucher der Ausstellung konfrontiert werden.

Auch in seiner Videoinstallation Dream walks of a Haemodracon riebeckii (2024) ist der Monitor in Rohgummi eingehüllt, umgeben von einem Haufen frischer Erde und einem Stein. Sie zeigt den Künstler in traditioneller Kleidung beim Besuch des Grabes von Emil Riebeck (1853-1885) in Halle-Saale. Zeit, Raum und Geschichte kollidieren in dieser Arbeit, die die Frage aufwirft, was es bedeutet, sich jenseits von Ideologien zu begegnen, was es bedeutet, tot oder lebendig zu sein, wer letztlich wen vermißt und was schließlich der Kolonialismus in der Gegenwart hinterlassen hat.

Sajan Mani wurde mit dem Prince Claus Mentorship Award, dem Breakthrough Artist of The Year von Hello India Art Awards (2022) und dem Berlin Art Prize (2021) ausgezeichnet. Zwischen 2019 und 2022 erhielt er ein künstlerisches Forschungsstipendium des Berliner Senats, das Fine Arts Scholarship von Braunschweig Projects und das Akademie Schloss Solitude Fellowship,
Deutschland. Er hat an internationalen Biennalen, Festivals und Ausstellungen teilgenommen, darunter NPT Biennale: New Performance Turku Biennale, FIN (2023), The INHABIT, Max Planck Institute for Empirical Aesthetics, DE (2022), Galerie Leonard & Bina Ellen Art Gallery, Concordia University, CA (2021-22) Lokame Tharavadu Kochi Biennale Foundation, IN (2021), Times Art Center Berlin, DE (2021), Nome Gallery, Berlin (2021) CODA Oslo International Dance Festival, No (2019); Ord & Bild, SE (2019); India Art Fair (2019); Specters of Communism, Haus der Kunst, München (2017).


Die Ausstellung Expedition Mani - Reverberations von Sajan Mani findet im Rahmen der von Pauline Doutreluingne und Keumhwa Kim kuratierten Ausstellungsreihe Speaking to Ancestors statt.

Die zweijährige Ausstellungsreihe versammelt sieben künstlerische Positionen, die sich mit der Suche nach Genealogien, Ursprüngen und rituellen (Bild-)Praktiken beschäftigen. Den eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern ist gemeinsam, dass sie ausgehend von zeremoniellen, rituellen Traditionen oder basierend auf intimen, familiären Geschichten eine eigene Narration über ihre Vorfahren entwickeln. Sie schaffen ein neues symbolisches und soziales Handlungsfeld, das sich zwischen verblichenen Mythen und überlieferten Vorstellungen bewegt. Sie bemühen sich, gesellschaftliche Wunden zu heilen, vergessene Geschichten von Randgruppen wiederzubeleben und patriarchalischen, kolonialen Machtstrukturen durch rituelle Kräfte der Ahnen und Magie entgegenzuwirken. Speaking to Ancestors erforscht, wie unsere globale Gesellschaft auf Ahnenkult, Schamanismus, Animismus und Mythen reagiert.

www.speakingtoancestors.de
Presse: carolauehlken@gmail.com

von: carolauehlken

Mehr Infos im Internet:

Bilder aus Berlin