Die künstlerische Praxis von Elisa Duca ist von transkulturellen Fremdheitserfahrungen geprägt und hat ihren Ort in der postmigrantischen Gesellschaft. In ihren performativen Installationen schafft sie lebendige Mischzustände, Hybride, an denen die Auflösung von Binaritäten erfahrbar wird. Der Mischung der Materialien, die sie verwendet – wie Slime, Kunstharz, organische und anorganische Substanzen und kulturelle Artefakte – entspricht die hierarchiefreie Mischung der angewendeten medialen Verarbeitungs- und Darstellungsweisen. Die Arbeiten richten den Blick auf das Zusammenspiel von menschlichen und nicht-menschlichen Wesen im Alltag und öffnen sich in ihrem Entstehungsprozess den Einflüssen nicht-menschlicher Akteur:innen.
In der Einzelausstellung Soy dreams zeigt Elisa Duca zwei während der Pandemie entstandenen Objektserien: „Lost in Hong Kong (unbalanced)“ und „Soy Dreams“. Ausgangspunkt sind jeweils Alltagsgegenstände aus dem urbanen Raum. Die Objekte auf Kunstharz- oder Puppensilikon-Basis erzählen von neuen Mischungen aus organischem und anorganischem Material in unterschiedlichen Verfallszuständen, sie sind Fossilien der Gegenwart. Großen Raum nimmt eine neue Arbeit ein, basierend auf der digitalen Verarbeitung in Hongkong und Berlin gescannter Stadtlandschaften und Alltagsobjekte, die in der Ausstellung miteinander zu einem Großstadt-Hybrid verschmolzen werden. Es geht um die Rückverwandlung von Daten in haptische Materialität, mit Hilfe von Techniken, die der erfassten Wirklichkeit und der Ungreifbarkeit ihrer Beschaffenheit gerecht werden. Die Ausstellung bringt die auf ausgedehnten Recherchereisen erlebte Wirklichkeit ost- und südostasiatischer Megacities mit der Wirklichkeit Neuköllns zusammen, des Stadtviertels, auf das die Künstlerin während der Pandemie zurückgeworfen war. Hongkong und Neukölln werden miteinander kurzgeschlossen. Familiar Strangers lädt dazu ein, das postpandemische Anthropozän über die Kunsterfahrung als Raum zur Entwicklung von Zukunftsvisionen zu verstehen, als Ort des Aufgehobenseins in einer non-binären Heimatlosigkeit, in der alte Gegensätze überwunden sind.